"Lichtströme" auf der BUGA


Nachts sieht die Welt anders aus, und sie hört sich auch anders an. Als sich am Wochenende (06./07./08.05.) bei der Kultursommer-Eröffnung auf der Festung Ehrenbreitstein die Dunkelheit über das Festival senkte, veränderte sich die Anmutung dieses Massen-Volksfests mit jeder Minute: Gespräche unter Freunden und Verliebten wurden plötzlich leiser geführt, Romantik lag über dem Felsen, das Klirren der Gläser drang umso stärker durch die Nacht, und der wacklige, zittrige Schein von zig Taschenlampen irrlichterte durch die Menge und über die Wiesen. Der Star dieser riesigen, aus Kultursommer-Sicht äußerst erfolgreichen Auftakt-Veranstaltung mit fast 25 000 Besuchern waren aber nicht die Rieseninsekten von Sarruga, waren auch nicht die Coverbands Red Hot Chili Pipers und Dire Strats, gegen die insgesamt überhaupt nichts zu sagen ist, oder die singenden Live-Maler der Compagnie Luc Amoros. Der Star dieser Kultursommer-Eröffnung war die Festung Ehrenbreitstein selbst. Erstmals seit Bundesgartenschau-Beginn wurde das Prunkstück des Buga-Geländes auch am Abend und sogar in der aufziehenden Nacht „bespielt“. Und so wurde die Festung zu einer Sinfonie aus Theater, Musik – und Licht. Vor allem Licht: Zeitgleich mit dem Kultursommer begann das Illuminationsfestival „Lichtströme“. An acht Stellen in der Festung haben Künstler acht ganz unterschiedliche Kunstwerke an die Mauern projiziert. Die spektakulärste Einrichtung ist auf dem Schlossplatz zu erleben. Am Eröffnungswochenende hat Kurt Laurenz Theinert zur technoiden Musik von Hanfreich auf seinem „Visual Piano“ gespielt. Passend zu den treibenden, oft auch minimalen Beats überzog Theinert die Wände und auch den Boden mit flirrenden Lasergebilden und bunten Lichtflächen. Die hundertfach strömenden Besucher wurden Teil des Kunstwerks, entdeckten ihre Schatten im Spiel der Lichtstrahlen, kamen sich zeitweise vor wie in einer gigantischen Freiluft-Disco oder tauchten ein in ein vielfarbiges, höchst lebendiges Kunstwerk. Tipp: Von der Stelle aus, wo die Projektoren und das Technikzelt Hans Arps Skulptur „Tanzgeschmeide“ in die Mitte nehmen, ist die Sicht auf die Installation am besten.  

 

RZ Koblenz und Region vom Montag, 9. Mai 2011, Seite 14